«Anatomie d’une chute» gewann an den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen von Cannes die Goldene Palme. Justine Triet ist ein fesselnder Thriller gelungen, das in einem vielschichtigen Spiel mit Tatsachen, Möglichkeiten und Wahrheiten der Dynamik einer Beziehung auf den Grund geht.
Das Schriftstellerpaar Sandra und Samuel lebet mit seinem elfjährigen sehbehinderten Sohn Daniel abgelegen in den Bergen bei Grenoble. Während Sandra beruflich erfolgreich ist, hat Samuel seit Jahren mit einer Schreibblockade zu kämpfen. Als seine Frau zuhause ein Interview gibt, torpediert Samuel dieses mit ohrenbetäubender Musik und das Gespräch muss abgebrochen werden. Später an diesem Tag findet ihn Daniel nach einem Spaziergang mit dem Blindenhund tot vor dem Haus im Schnee. Eine Untersuchung wird eingeleitet und Sandra wegen Mordes an ihrem Mann angeklagt. Doch es bestehen Zweifel: War es Mord oder Selbstmord? Sandra muss sich einem aufreibenden Gerichtsverfahren stellen, bei dem die Beziehung des Paars regelrecht seziert wird.
Dauer
152 Minuten
Sprache
F/d
Alter
12
Genre
Thriller
Produktion
2023, Frankreich
Besetzung
Sandra Hüller, Swann Arlaud, Milo Machado Graner, Antoine Reinartz
War es Suizid oder Mord? Im Justizdrama «Anatomie d’une chute» von Justine Triet wird man als Kinobesucher auf grossartige und gleichzeitig schmerzhafte Weise in die Geschehnisse rund um das französisch-deutsche Schrifstellerpaar katapultiert. Oder besser: geworfen. Taub von der dröhnenden Musik des Verstorbenen schwebt man in Hilflosigkeit mit der Situation. Man fühlt die Kälte der messerscharf sezierenden Justiz, die keinen Stein der Beziehung zwischen dem Toten und seiner Frau auf dem anderen lässt. Man spürt das mit Ratlosigkeit und Verängstigung gemischte Bedürfnis nach Geborgenheit des Sohnes, der wegen seiner Aussagen in den Prozess hineingezogen wird. Man zweifelt an und ist doch überzeugt von der Unschuld der Angeklagten. Vor Gericht steht schlussendlich nicht nur der Todesfall, sondern die Beziehung zwischen zwei Menschen, die nicht immer den sozial geltenden Normen entsprochen zu haben scheinen. Das macht den Film zu einem hochinteressanten Justizthriller (mit einer brillierenden Sandra Hüller), der über die üblichen Fragen an einen Fall hinausgeht.