Camille

Boris Lojkine

Im fesselnden Portrait der jungen Fotografin Camille Lepage sind die Grenzen zwischen dokumentaristischem Biopic und Spielfilm fliessend. Umso emotionaler und heftiger wirken die Bilder.

Die junge Fotojournalistin Camille Lepage reist voller Idealismus nach Zentralafrika, um in Bildern über den herrschenden Bürgerkrieg zu berichten. Was sie dort zu sehen bekommt, verändert ihr Leben. Würdevoll erzählt Boris Lojkine die wahre Geschichte einer jungen Frau, die mit seltener Intensität lebt, die Welt wahrnimmt und verzweifelt die Konflikte und Dramen von Schwarzafrika ins Bewusstsein zu rücken versucht, welche der Westen nur zu gerne ausblendet.

Camille

Dauer

90 Minuten

Sprache

F/d

Alter

16

Genre

Drama

Produktion

2019, Frankreich

Besetzung

Nina Meurisse, Fiacre Bindala, Bruno Todeschini, Grégoire Colin

Leona Fischer

Nicht allzu oft passiert es, dass ich bei einem Spielfilm den Blick von der Leinwand abwende. Denn Regisseur Boris Lojkines Aufnahmen sind atemberaubend (im wahrsten Sinne des Wortes) und grausam. Schnell vergass ich, dass das, was auf der Leinwand zu sehen war, inszeniert ist. 

Die Dokumentarfilmerin Heidi Specogna war Ehrengast der letzten Solothurner Filmtage. Alle ihrer Filme waren daher während dem Festival nochmals auf Grossleinwand zu sehen. Ich kannte keinen und schaute mir zwei davon an, nämlich CAHIER AFRICAIN und CARTE BLANCHE. Erstgenannter stellt ein Dokument in den Fokus, welches die Opfer des gewaltsamen Bürgerkriegs zwischen den Séléka und den Anti-Balaka in Zentralafrika zeigt und die an ihnen begangenen Verbrechen dokumentiert. Den Inhalt bilden mutige Zeugenaussagen mit Bildern von den geschändeten Frauen, Männern und Kindern. Ein Heft, das vom Aussehen her auch ein Schulheft hätte sein können. CARTE BLANCHE stellt die Ermittlungen des internationalen Kriegsgerichtshofes in Den Haag rund um dieselben Taten wie CAHIER AFRICAIN ins Zentrum. Die dokumentaristischen Aufnahmen Specognas sind den inszenierten von Lojkines in CAMILLE unglaublich ähnlich, sodass die Grenzen zwischen Fiktion und Realität zu verschwimmen scheinen. Die Energie und Ausstrahlung der Figuren lassen uns ihre Verbundenheit zu einem zerrütteten Land spüren.