Persischstunden

Vadim Perelman

Zwischen Spannung, Lachen und Tränen: Ein dringend notwendiger Beitrag, Geschichte lebendig zu halten und Empathie zu fördern.

1942, der junge Belgier Gilles wird zusammen mit anderen Juden von der SS verhaftet. Er gibt vor, kein Jude, sondern Perser zu sein – eine Lüge, die ihn zunächst rettet. Doch dann wird er im KZ mit einer unmöglichen Aufgabe konfrontiert: Er soll Persisch unterrichten, das er nicht beherrscht. Hauptsturmführer Koch, Leiter der Lagerküche, träumt nämlich davon, nach Kriegsende ein Restaurant im Iran zu eröffnen. Wort für Wort muss Gilles eine Sprache erfinden – dabei wird ihm schmerzhaft bewusst, dass ihn ein Fehltritt das Leben kosten kann. Eine aussergewöhnliche Geschichte, inspiriert von wahren Begebenheiten und beeindruckend besetzt mit Lars Eidinger und Nahuel Pérez Biscayart.

Persischstunden

Dauer

128 Minuten

Sprache

deutsch

Alter

12

Genre

Drama

Produktion

2020, Russische Föderation

Besetzung

Nahuel Pérez Biscayart, Lars Eidinger, Leonie Benesch, Jonas Nay

Obiger Beschreibung geht die Annahme voraus, dass der Mensch in seinem Wesen "gut" ist.

Leona Fischer

Zwei Männer stehen im Jahr 1942 auf unterschiedlichen Seiten der Geschichte. Hauptsturmführer Klaus Koch möchte nach Kriegsende ein Deutsches Restaurant in Teheran eröffnen und der belgische Jude Gilles gibt sich im Konzentrationslager als Perser aus. Als Beweismittel für seine nicht jüdische Herkunft dient ein Buch in Farsi, welches er zuvor mit einem weiteren Gefangenen gegen ein Stück Brot eingetauscht hatte. Nur durch reiner Zufall wird es Gilles möglich seine Lüge glaubwürdig zu verkaufen. Dies sollte jedoch nicht die einzige Zufälligkeit bleiben, welche sich für ihn als lebensrettend herausstellte.

Mitunter behandelt der Film die Zufälligkeit «in» der Geschichte und «der» Geschichte überhaupt. Kann ein Mensch zufällig auf Seiten der Täter landen? Wurde Hauptsturmführer Koch zufällig zum Mörder? Sachverhalte, welche zur Massenvernichtung von Millionen von Juden führten, als Zufall zu betiteln wäre jedoch nicht nur unpassend sondern meiner Meinung nach auch falsch. Hier kommt das Konzept der historischen "Unverfügbarkeit" ins Spiel. Über die Geschichtsschreibung ist zu einem gewissen Grade verfügbar und zu einem gewissen Grade unverfügbar. Diese Unverfügbarkeit auf das Leben eines einzelnen Menschen übertragend, kann dieser folglich nicht mehr komplett frei in seinen Entscheidungen und Handlungen sein. Wenn die Unverfügbarkeit und historische Abhängigkeit zur Massenvernichtung führt, stellt sich nun noch die Frage, wo der Ausgangspunkt dafür liegt.