Riders of Justice

Anders Thomas Jensen

Regisseur Anders Thomas Jensen liefert skandinavisches Erzählkino in seiner klügsten Form. Sein phänomenales Ensemble um Mads Mikkelsen spielt virtuos mit Erwartungen und Wahrscheinlichkeiten.

Trauer-Arbeit ist eine einsame Angelegenheit. Entsprechend möchte der heimgekehrte Offizier Markus seine Ruhe haben. Er will möglichst wenig weinen, sich um seine Teenager-Tochter Mathilde kümmern und den Unfalltod seiner Frau mit viel Bier herunterspülen. Doch diese Rechnung hat er ohne den Mathematiker Otto, seinen Kollegen Lennart und den Hacker Emmenthaler gemacht. Sie haben einen Weg gefunden, dem Schicksal das Handwerk zu legen: Sie können rechnen. Und ihren Berechnungen zufolge starb Markus‘ Frau nicht zufällig. Tatsächlich hat das schräge Trio Indizien, die stutzig machen. Egal wie unwahrscheinlich ihre Theorie klingt – sie weckt die Rachlust des emotional sparsamen Familienvaters. Ganz so einfach gehen Selbstjustiz und Sinnsuche nicht zusammen. Bis unter die Zähne bewaffnet erzwingen sie einen Showdown, wie man ihn – zum Glück! – nicht erwarten kann.

Riders of Justice

Dauer

116 Minuten

Alter

16

Genre

Action

Produktion

2020, Dänemark

Besetzung

Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, Lars Brygmann, Nicolas Bro, Gustav Lindh, Andrea H. Gadeberg

David Schlittler

Diese dänische Rachekomödie ist ein kleines Filmwunder. Sie schmeisst eiserne Gesetze des guten Erzählens über Bord und funktioniert besser als die meisten seiner Artgenossen. Sie erzählt von einem Unfall, der mehr zu sein scheint als nur Zufall, und von dessen unvorhersehbaren Nachgang. Die Geschichte beginnt zunächst wie ein Märchen, sie folgt dem sinnigen Weg des Schicksals und scheint der sühnenden Gerechtigkeit als Moral von der Geschicht bereits das weite Feld zu bereiten – doch weit gefehlt: Dieser Film hat anderes vor. Zwar begleitet er den stählernen Charakterdarsteller Mads Mikkelsen, der einen stoisch trauernden und eine von Racheglüsten getriebene, militärisch ausgebildete Kampfmaschine mimt. Mit ihm taucht der Film in die Gefilde des schon-oft-gesehenen, vermeintlich auserzählten Vendetta-Genres ein. Doch dieses wird gehörig aufgemischt. 

Der dänische Kultregisseur Anders Thomas Jensen würfelt mit Wahrscheinlichkeiten, spinnt daraus ein psychologisch komplexes Drama entlang einer meisterhaften Charakterzeichnung und unvergleichlich erzählten Lebenswegen. Dies spannt ein Bogen, der so nah am echten Leben ist, dass Humor und Trauer aufs Absurdeste ineinander gleiten. Dieser Film und sein wundervoll skurriles Figurengespann machen ebenso Spass, wie sie zu irritieren wissen. Doch vor allem lädt dieser eigenwillige Film dazu ein, über Moral, Gerechtigkeit und den Sinn des Lebens zu philosophieren und sich über die Weltfremde gewöhnlicherer Filme zu wundern.