Papicha

Mounia Meddour

Inspiriert von den eigenen Erfahrungen erzählt die Regisseurin Mounia Meddour von sich und ihren vier Freundinnen, die alle von einem neuen Leben träumten. Eindrücklich und heftig.

Algerien, 1990er Jahre. Nedjma, eine 18-jährige Schülerin, die sich für Modedesign interessiert, weigert sich, die Veränderungen durch den Bürgerkrieg in ihrem Land allzu sehr an sich heranzulassen. Als das gesellschaftliche Klima immer konservativer wird, beschliesst sie, eine Modenschau auf die Beine zu stellen — und das, obwohl die radikalen Kräfte im Land das eigentlich verbieten. Nachdem «Papicha» das Publikum in Cannes bewegte, wurde er nach und nach zum Referenzfilm für die neue algerische Generation, als Symbol für ihren Wunsch nach Meinungsfreiheit. Er wurde für Algerien bei den Oscars für den besten internationalen Film nominiert, auch wenn der algerische Kinostart danach zensiert wurde.

Papicha

Dauer

105 Minuten

Sprache

Arabisch/F/d/f

Alter

12

Genre

Drama

Produktion

2019, Algerien, Belgien, Frankreich

Besetzung

Lyna Khoudri, Shirine Boutella, Amira Hilda Douaouda, Zahra Doumandji, Yasin Houicha, Nadia Kaci, Me

Patrick Rüegg

Mode kann Geschichten über viel mehr als nur Optik oder Funktionalität erzählen: Sie kann von Leben, Tod, Politik, Unterdrückung, Lebensfreude, Verzweiflung und Rebellion berichten. So geschieht dies auf eindrückliche Art und Weise in „Papicha“, einem Werk der algerischen Regisseurin Mounia Meddour. Entlang ihrer eigenen Geschichte zeigt sie uns das Leben der 18-jährigen Nedjma, die während den kriegerischen 1990er Jahren zwar Französisch studiert, jedoch (heimlich) für die Kreation von eigener Mode lebt. Durch den zunehmenden islamistischen Extremismus in Algerien wird nebst ihrem modischen Schaffen und ihrem Studium aber auch ihr unabhängiges und selbstbewusstes Frau-Sein immer stärker eingeschränkt. Mit ganz eigenen Mitteln versucht sie, ihre Leidenschaft weiterzuführen und glühende Zeichen ihrer Liebe für das Leben in einer scheinbar verlorenen Welt zu setzen. Mounia Meddour gelingt es in ihrem Werk, eine reale Welt sehr erschütternd und aufwühlend, aber auch bestärkend und sinnlich darzustellen. Damit ist ein absolut sehenswertes Stück Empowerment-Film ohne Beschönigungen entstanden, das zeigt, welchen Preis manche bezahlen müssen, um eine „Papicha“ – eine junge und moderne Frau – sein zu können.