’22
Jun
3: Gruppenfoto mit ehemaligen und aktuellen Team-Mitgliedern.
4: Symbolische Gutscheinübergabe mit Kaffeebons und Eintrittskarten.
5: Präsident Florian Schällibaum blickt auf viele prägende Ereignisse zurück.
Nachdem Peter Bötschi 1989 die Geschäftsführung des Kinos Passerelle übernahm, ist es ihm in über 30 Jahren im Amt gelungen, das erste Genossenschaftskino der Schweiz mit beschützender Hand und cineastischem Feingefühl als Kultur- und Begegnungsort zu etablieren.
Im Frühjahr 2022 übergibt Peter Bötschi die Geschäftsführung an eine jüngere Generation. Gleichzeitig mit Peter Bötschi tritt auch Paul Balzer, langjähriges Vorstandsmitglied und Aktuar zurück.
Yanick Hug und Leona Fischer, zuletzt als Geschäftsführer Stv. und Leiterin Programmation im Passerelle tätig, teilen sich ab dem 11. Juni 2022 die Geschäftsführung. Mit Leidenschaft und Vorwärtsdrang das Bestehende weiterentwickeln – dieser Leitsatz steht für die beiden im Zentrum ihrer Arbeit.
’20
Nov
1-3: Foto: SOB
Ein ungewöhnlicher Anblick zeigt sich Ende November 2020: Die optisch markante und für das Kino namensgebende Fussgänger-Passerelle ist verschwunden. Den Abbruch nötig machten Gleisbauarbeiten der Schweizerischen Südostbahn sowie neue Sicherheitsvorschriften. Der Fussübergang über die Bahngleise stammte aus dem Jahr 1910 und verband einst nicht nur die Fabrikgelände der Heberlein-Textilfabrik, sondern auch zwei Dorfteile. Doch der Name bleibt im Kino Passerelle Programm: Es wird sich auch weiterhin für brückenbauende und verbindende Filmkultur im Toggenburg einsetzen.
’16
Sep
1: Der Vorstand der Genossenschaft Kino Passerelle in der alten Saalbestuhlung.
4: Bereits zum dritten Mal zu Gast im Kino Passerelle: Starregisseur Xavier Koller, hier mit Peter Bötschi.
Als das Kino Passerelle Ende der 1980er-Jahre gebaut wurde, konnten die Occasion-Kinosessel des ehemaligen „Kino Apollo“ in Zürich kostengünstig erworben und in Wattwil eingebaut werden. Dementsprechend hatte die damalige Bestuhlung im Saal 1 viele Dienstjahre hinter sich: Über 50 dürften es gewesen sein. Bereits seit einigen Jahren wurde deshalb eine Erneuerung der Saalbestuhlung beabsichtigt, welche nach einer längeren Beschaffungszeit der nötigen finanziellen Mittel 2015/16 konkreter wurde. Nach einer dreiwöchigen Umbauphase konnten 2016 in beiden Sälen neue, elegante Kinositze und bessere Beleuchtungselemente montiert sowie eine tribünenartige Ansteigung der Sitzreihen im Saal 1 eingebaut werden. Am 3. September 2016 wurden die umgebauten Räumlichkeiten, wiederum in Beisein des Regisseurs und Oscar-Preisträgers Xavier Koller, eingeweiht. Gezeigt wurde Kollers „Reise der Hoffnung“ – der gleiche Film, der bereits an der Eröffnung des Kinos Passerelle im Jahr 1990 den Kinobesuchern präsentiert wurde und auch 2016 noch dieselbe Aktualität besass.
Mit der neuen Saalbestuhlung, vielfältigen technischen Neuerungen, einer persönlichen Nähe zu den Gästen und dem stetigen leidenschaftlichen Teameinsatz für das Kunstmedium Film konnte sich das Kino Passerelle langfristig ausrichten und wird so weiterhin einen wertvollen Beitrag für das kulturelle Leben im Toggenburg leisten. Wir setzen uns dafür ein, auch in Zukunft dem Publikum das Tor zur weiten Welt des Films offenzuhalten.
Florian Schällibaum und Peter Bötschi mit Regierungsrat Martin Klöti (2. v. r.) und weiteren Preisträgern an der Preisverleihung.
’15
Mai
Die St.Gallische Kulturstiftung würdigte im Jahr 2015 das Kino Passerelle für das „langjährige immense Engagement, im Toggenburg ein Landkino zu betreiben, das sich dem filmischen Mainstream entzieht“ und durch „Verständnis für den Film als Kunstform […] die unermessliche Vielfalt des Filmes näherbringt“. Durch diese wertvolle Anerkennung wurde die Genossenschaft bestärkt, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und sich umso stärker und selbstbewusster für eine regionale Repräsentation von vielfältigen und qualitativ hochwertigen Kinofilmen einzusetzen.
Die alten 35mm-Projektoren werden zum Teil ausgebaut.
’12
Sep
Die Kinobranche befand sich Ende der 00er-Jahre in einer grossen technischen Umbruchphase. Die fortschreitende Digitalisierung der technischen Anlagen machte die Beschaffung der bis anhin üblichen 35mm-Filmrollen zunehmend schwieriger und kostenintensiver. Dieser Entwicklung wurde 2012 Rechnung getragen, indem die bisherigen Filmprojektoren ausgebaut und durch moderne Digitalprojektoren mit verbesserter Bild- und Tonqualität ersetzt wurden. So konnte ein weiterer essentieller Schritt für ein langfristig bestehendes kulturelles Filmangebot in Wattwil unternommen werden.
’05
Apr
An der Hauptversammlung vom 9. April 2005 gab der Gründungspräsident Hanspeter Schumacher die Leitung der Genossenschaft an Florian Schällibaum aus Wattwil weiter. Konjunkturelle Schwankungen, neue Branchenentwicklungen und ein verändertes Konsumverhalten, aber auch ein treues Publikum und eine wohlwollend und verantwortungsbewusst unterstützende Öffentlichkeit sollten die weitere Zukunft des Genossenschaftskinos prägen.
’02
Nov
3: Wieder war er zu Gast im Toggenburg: Oscar-Preisträger Xavier Koller (r.) mit Geschäftsführer Peter Bötschi an der Neueröffnung.
An einer ausserordentlichen Generalversammlung wurde 2002 der Beschluss für einen Um- und Erweiterungsbau gefasst. Geplant wurden der Bau eines zweiten Kinosaals oberhalb des Eingangsbereiches sowie eine Umgestaltung des Foyers mit einer modernen Kinobar und integrierter offener Ticketkasse. Die Arbeiten konnte bereits im Sommer realisiert und im November 2002 eingeweiht werden. Durch den zweiten Saal wurde eine deutlich flexiblere und vielfältigere Programmation möglich, welche einen direkten und deutlichen Mehrwert für die Kinobesucher bot.
’98
Nov
1: Hanspeter Schumacher und Peter Bötschi verabschieden Margrit Bichler.
Margrit Bichler, welche seit den 1950er-Jahren das Kino Speer an der Bahnhofstrasse geführt hatte und als erste Geschäftsführerin im neuen Kino Passerelle wirkte, übergab 1998 die operative Leitung des Kinos an den Wattwiler Sekundarlehrer Peter Bötschi. Durch einen verstärkten Fokus auf Studio- und Arthousefilme konnte das Kino in der Folgezeit langfristig ausgerichtet und gesichert werden. Das Jahr 2001 wurde schliesslich zum wirtschaftlich besten Jahr des jungen Genossenschaftskinos. Mit 23‘339 verzeichneten Eintritten konnten die Verantwortlichen auf eine starke Unterstützung ihrer Arbeit zählen und sich so für die Zeichen der Zeit – konkret einer Erweiterung des Kinogebäudes – rüsten.
’90
Nov
Am 17. November 1990 konnten die Tore des neuen „Kino Passerelle“ erstmals geöffnet werden. Die gebührend gefeierte Einweihung des ersten genossenschaftlichen Kinos der Schweiz fand am 21. November 1990 statt. Der Eröffnungsfilm „Reise der Hoffnung“ im Beisein des Schweizer Regisseurs und Oscar-Preisträgers Xavier Koller bildete den enthusiastisch begrüssten und weit über die Region hinaus anerkannten Auftakt für eine neue Toggenburger Heimat für die grosse Welt des Kinos.
’88
- ’90
Auf dem Weg zur Geldbeschaffung für ein neues Kinogebäude konnte die junge Genossenschaft auf Engagement, Optimismus und Unterstützung aus der Bevölkerung zählen und so ihre Pläne rasch vorantreiben. Die Gemeinde Wattwil stellte ein Grundstück mit Baurecht südlich des Bahnhofs zur Verfügung und die Baukommission unter der Leitung von Kurt Bichler und dem Architekten Rémy Frei stellte ihre Kräfte unentgeltlich zur Verfügung. Währenddessen wuchs die Anzahl der Genossenschafterinnen und Genossenschafter durch die Zeichnung weiterer Anteilscheine stetig an.
’88
Mär
4: Entwurf von Architekt Rémy Frei
Am 10. März 1988 fand im Restaurant Thurpark in Wattwil die Gründungsversammlung der „Genossenschaft Kino Passerelle“ statt. Unter der Leitung von Gemeinderat Franz Fäs und 178 anwesenden Genossenschafterinnen und Genossenschafter wurde so eine Körperschaft gegründet, welche sich als „kulturelle Institution auf gemeinnütziger Grundlage“ sah und „mit einem möglichst breiten Angebot an verschiedenartigen Kinofilmen […] eine attraktive Begegnungsstätte für die Bevölkerung“ werden wollte. Als erste Mitglieder des Verwaltungsrates wurden Hanspeter Schumacher (Präsident), Peter Bötschi (Vizepräsident), Margrit Bichler (designierte Geschäftsführerin), Herbert Risch (Finanzverwalter) und Paul Balzer (Aktuar) gewählt.
Genossenschaft’87
Sep
Als auch das Kino Speer in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet und 1987 seine Tore schliessen musste, kam aus den Reihen des „Ciné-Clubs“ die wesentliche Initiative zur Aufrechterhaltung eines Kinobetriebs in Wattwil. An einer durch den Ciné-Club in die Wege geleitete Petition an die Gemeinde Wattwil beteiligten sich fast 3‘000 Personen, was die Initianten zu weiterem Handeln ermutigte und die Behörden von der hohen Relevanz des Anliegens überzeugen konnte.
’78
Jan
1: Der Projektionssaal im ehemaligen Kino EOS, später Speer genannt. Die futuristische Ausgestaltung der Wände stammte vom Toggenburger Künstler Traugott Strauss.
Ab dem Jahr 1929 stand an der Wattwiler Bahnhofstrasse das Kino EOS, später Speer genannt. Dieses prägte, zusammen mit dem Kino Säntis in Ebnat-Kappel die Toggenburger Filmwelt. Als das Kino in Ebnat-Kappel in den Siebzigerjahren geschlossen wurde, bestand nur noch das von Margrit Bichler geführte Kino Speer. Dort formierte sich 1978 ein „Ciné-Club“, der sich für kulturell wertvolle Filme einsetzte. Die Mitglieder organisierten jeweils über Winter verschiedene Filmvorstellungen im Kino Speer, welche mit einem Club-Abonnement besucht werden konnten und einen wichtigen und beliebten Beitrag für ein qualitatives Kinoangebot im Toggenburg abseits des damaligen Mainstreams bildeten.